Work and Travel in den USA als Au Pair

Suche nach dem richtigen Programm

Wie die meisten jungen Menschen irgendwo zwischen 17 und 26 war auch ich vor ein paar Jahren auf der Suche nach einem spannenden und am besten günstigen Weg eine Zeit lang im Ausland zu leben und zu reisen. Und so fing ich an mich durch Blogs und Erfahrungsberichte zu lesen und mit Freunden zu sprechen die bereits einen Work and Travel Aufenthalt absolviert hatten oder in Freiwilligenprojekten mitgearbeitet hatten.

Aufgrund meiner Sprachkenntnisse kamen eigentlich nur englischsprachige Länder in Frage, doch das grenzte die Auswahl nur ein klein wenig ein. Australien, England, Kanada, USA – jedes Land reizte mich auf eine bestimmte Art. Da ich während der Schule schon mal einen Austausch für vier Wochen in den USA gemacht hatte und in einer Gastfamilie lebte, konnte ich mir eine längere Zeit dort besonders gut vorstellen. Die Erfahrungen als Work and Traveller, die ich hörte, klangen aufregend, aber ich war mir nicht sicher ob ich mich so ganz ohne feste Basis in einem fremden Land wohlfühlen könnte.

Da ich keine riesigen finanziellen Rücklagen bilden konnte war es mir außerdem wichtig, ein Programm zu finden mit dem ich relativ fest planen konnte. So sehr die meisten der Work & Travel Blogger sich durch Organisationen in ihren Abenteuern gut unterstützt fühlten, konnte es trotzdem immer mal passieren, dass sie einige Wochen ohne festes Einkommen da standen und irgendwie von Hostel zu Hostel zogen.

Perfekte Kombination

Der Bruder einer guten Freundin brachte mich schließlich auf das Au Pair Programm und mit ein bisschen Research merkte ich wie gut es die Dinge miteinander verband, die mir während meiner Zeit im Ausland wichtig waren. Ein großer Vorteil war, dass ich dadurch die Möglichkeit bekam bis zu zwei Jahre in meinem Traumland zu leben und zu arbeiten – denn da es kein direktes Work and Travel Visum aber ein Visum als Au Pair für die USA gibt, schien das Au Pair Programm auch daher die perfekte Variante.

Ich hatte schon oft auf meine kleinen Cousinen aufgepasst und bei zwei Kirchenfreizeiten ausgeholfen, daher konnte ich mir den Job als Kinderbetreuerin gut vorstellen, vielleicht sogar ein bisschen besser als die doch eher körperliche Arbeit im Service oder auf einer Farm. Beim Stöbern durch die Vielzahl an Organisationen landete ich schließlich bei Cultural Care, da sie die älteste und größte Organisation für Au Pairs in den USA sind und vor allem eigene Büros in den USA haben. So konnte ich mir immer sicher sein, direkte Hilfe und Auskunft zu bekommen und nicht auf Partnerorganisationen verwiesen zu werden. Das war mir sehr wichtig.

Persönliche Erkenntnisse

Durch meine insgesamt 18 Monate als Au Pair in New Jersey und Utah bin ich nicht nur selbstständiger, mutiger und offener geworden, sondern habe auch unfassbar viele Seiten der USA kennenlernen können, die ich in kurzen Urlauben dort nicht entdeckt hätte. Wenn auch ihr also noch unentschlossen seid, welche Richtung ins Ausland ihr einschlagen wollt, möchte ich euch hiermit gern drei Gründe nennen, weshalb das Au Pair Programm in den USA für mich die beste Option für einen Work and Travel Aufenthalt war:

1) Heimathafen

Der wahrscheinlich größte Vorteil für mich als Familienmensch war, dass ich als Au Pair in einer Gastfamilie zu Hause sein konnte. Dinge, wie ein gemeinsames Abendessen im Familienkreis, ein gemütlich eingerichtetes Zimmer und der direkte Austausch mit meinen Gastkindern und Gasteltern waren eine wunderbare Basis für mich, um in der freien Zeit auf Abenteuerkurs zu gehen. Durch all die Ausflüge, Wochenendtrips und Urlaube musste ich mir nie Sorgen machen wo es als nächstes hinging, sondern konnte mich immer wieder auf mein eigenes Bett (ja, so fühlte sich das Bett tatsächlich nach wenigen Wochen an) freuen.

Da die Gastfamiliensuche bei Cultural Care sehr interaktiv gestaltet ist (und man mittlerweile sogar bis zu zehn Familien parallel kennenlernen kann), konnte ich mit verschiedenen Familien über einige Wochen skypen bevor ich mich für mein Zuhause auf Zeit entschied. Es war toll, so unterschiedliche Familien kennenzulernen und festzustellen, was mir persönlich für die Zeit in den USA wichtig war.

Oft konnte ich mit derzeitigen Au Pairs der Familien sprechen, die mir als wandelnde Reiseratgeber wichtige Tipps geben konnten und erzählten, wie sie Travel and Work in der Zeit miteinander verbunden haben. Am Ende entschied ich mich nach Bauchgefühl für eine Gastfamilie in New Jersey, die drei Kinder im Alter von 5, 7 und 10 hatten. Als ich das Programm nochmal um sechs Monate an einem anderen Ort verlängern wollte, zog es mich weiter in den Westen der USA und ich fand in Utah ein großartiges weiteres Zuhause mit 4-jährigen Zwillingen.

2) Nötiges Kleingeld

Jeder, der schon mal länger gereist ist, weiß, dass man eigentlich immer ein klein wenig mehr Geld braucht als man anfangs berechnet hat. Irgendetwas geht schief: Man verpasst einen Flug, weil der Bus zum Flughafen einfach nicht kommt oder man verliert die 30 €, die man für zwei Tage Essen eingeplant hatte und plötzlich wird das Geld knapp. Obwohl ich zwar neben der Schule ein bisschen in einem Café jobben konnte, hatte ich nicht die Möglichkeit, große Summen für ein Work and Travel Programm bei Seite zu legen.

Beim Au Pair Programm waren die Kosten vorab für Vermittlung, Flüge, Visum und Versicherung überschaubar und ich konnte sicher sein, dass ich während der Zeit in den USA nicht für Unterkunft oder Grundverpflegung aufkommen musste, da ich ja in einer Gastfamilie lebte. Das Taschengeld von mindestens $195,75 in der Woche reichte außerdem, um mit Freunden essen oder ins Kino zu gehen, mal ein neues Sommerkleid zu shoppen oder meine Mitgliedschaft im Fitnessstudio zu bezahlen.

Vor allem aber konnte ich mir jede Woche etwas zur Seite legen, um das Reisen zu finanzieren. Ein kleines Polster von knapp 1000 € hatte ich aus Deutschland, um definitiv auch längere Urlaube zahlen zu können, aber finanzielle Durststrecken gab es auch ohne dieses nicht. Ich gebe zu, ich bin ein kleiner Sparfuchs, aber auch einige meiner Au Pair Freunde kamen sogar mit einem kleinen Plus aus den USA zurück – wahrscheinlich eher schwer denkbar als Work and Traveller in Australien.

3) On the road

Da Vorfreude tatsächlich manchmal die schönste Freude ist, habe ich, nachdem ich meine Gastfamilien gefunden hatte, direkt durch diverse Reiseführer und Travel Blogs gestöbert auf der Suche nach den besten Geheimtipps für die jeweilige Region. Als ich dann in den USA landete, lernte ich in der Training School Gleichgesinnte kennen die Work and Travel verbinden wollten. So konnte ich schnell ein paar Travel Buddies finden, mit denen ich Wochenendausflüge und später auch meinen Reisemonat plante.

Da die anderen Au Pairs in den USA verteilt waren (einige gute Freundinnen zum Beispiel in Colorado und Kalifornien), hatte ich direkt ein paar Anlaufstellen in Ecken der USA, die ich besuchen wollte. Besonders in meinen letzten sechs Monaten in Utah war ich dann zu jeder freien Gelegenheit unterwegs – der Staat selbst und umliegende Staaten wie New Mexiko, Wyoming und Idaho bieten eine wahnsinnige Vielfalt an Natur, die ich ohne mein Zuhause im schönen Salt Lake City sicher nicht aufgespürt hätte.

Meine Gastfamilie in New Jersey fragte mich nach einigen Monaten ob ich sie in den Urlaub begleiten könnte um dort mit auf die Kinder aufzupassen, was mich für eine Woche ins schöne Florida brachte. Insgesamt konnte ich in den 18 Monaten 15 Bundesstaaten bereisen und somit die wunderschöne Vielfalt der USA hautnah erleben. Viele der Orte oder kleineren Nationalparks hätte ich ohne die Tipps meiner Gastfamilien oder der lokalen Betreuerin sicher nicht gefunden, daher hat mich meine Arbeit im Prinzip direkt auch zum Reisen geführt – die perfekte Kombination also.